Zettelgedichte von Helmut Seethaler www.hoffnung.at Wenn alle das machen, was andere machen, bleibt niemand, der sie davor warnt. Immer mehr haben immer weniger, weil immer weniger Immer mehr haben. Was gilt mehr als immer mehr als andere? Vermisst man Dinge, beginnt man, sie zu suchen. Vermisst man sich selber, ist man dabei, sich zu finden. Immer lenkt man davon ab, dass wir immer mehr gelenkt werden. Viel Besitz bewirkt, besessen ihn immer weiter zu vermehren und anderen immer weniger zu gewähren. Wer sich stets fügt, über den wird weiter verfügt. Und Dallas ist auch net allas! Immer weniger sollen wir wissen, damit die immer mehr über uns wissen, die immer mehr uns Nicht-Wissen verursachen. Je mehr wir kaufen, desto mehr Gründe schaffen wir uns, noch mehr kaufen wollen zu müssen. Flips und Flaps (Grabs und Buchs sind Dörfer im schweizerischen Rheintal.) Flips und Flaps mähen Raps. Flips gibt Flaps einen Klaps: „Ich hab‘s.“ „Was, du Taps?“ „Schnaps aus Raps, gebrannt in Grabs. Gibt Schwips, du Kopf aus Gips.“ Sie trinken Schnaps aus Grabs und mähen Raps. Sie trinken Schnips aus Gribs. Da taumelt Flips, weiß wie Gips. Der Doktor Fuchs: „Ihr beiden flugs nun heim nach Buchs.“ Dort Flips zu Flaps: „Nie wieder Schnaps aus Grabs.” Weidmanns Heil Ein Reh im Schnee sieht eine Fee: "Schnell weg, mein Reh, ich seh Jäger mit Geweh rrr, o weh! Geh!“ Reh wird weiß wie Schnee. Jäger lädt Geweh: „rrr, wo ist das Reh?" Reh: "Da wo ich steh!" Er schießt, o je! Trifft eine Maus. Aus. Wahlbetrug Ein Schinken begann zu stinken, weil Maden winken. An Klinken, die sonst blinken, im Haus der Linken, klebt Schinken. Weshalb die Linken stinken. Die Rechten verächten diese Schlechten, obwohl sie dächten, wenn sie's ehrlich mächten, stänken auch die Rechten, die Gerechten. Vor'm Wählen: Sich quälen. Dann zählen, sich vermählen mit den Linken. Mit ihnen stinken. Vorbei die Schlacht, hoch leb’ die Macht, Linksrechts lacht, Machterhalt vollbracht. Sie hinken vorbei an Klinken, die sonst blinken. Im Hause dieser Finken, klebt nun Schinken. Lügen stinken.     Schlichte Gedichte Am Hintertuxer Gletscher steht geschrieben Hier ruhen unter Schnee und Eis a tota Baya und a Breiß. Bet für den Baya, Wandersmann, da Breiß geht di an Sch...dreck an. Und wenn du betest, bete leis, sonst wochta wieda auf, da Breiß. Geschütteltes von Eugen Roth Du sollst Dein krankes Nierenbecken nicht mit zu kalten Bieren necken. Auch müsstest Du bei Magenleiden den Wen aus sauren Lagen meiden. Glaub nicht, dass alle Zungen lügen, die warnen vor den Lungenzügen. Du spürst der ganzen Sippe Groll, die pflegen Dich bei Grippe soll. Wer kann mit frohem Herzen schmausen, wenn tief im Stockzahn Schmerzen hausen?